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Juni 2025
Nr. 31
Das Ausmaß von Liebe
Detektivroman
Ü Annette Kopetzki
ET: Juni 2025
Seiten: ca. 136
Ausstattung: mit farbigen Abb., Hardcover
ISBN: 978-3-949558-43-6
Preis: 22,- €/22, 60 € [A]
Vince Corso, Bibliotherapeut und Detektiv literarisch-existentieller Rätsel in Rom, hat in Termini eilig einen Zug genommen, der ihn für eine Auszeit nach Neapel zu seiner Verlobten Feng bringen soll. Ein origineller wie geheimnisvoller Mitreisender stellt neugierige Fragen. Bald wird klar: der Zug fährt gen Norden! „Vielleicht könnte der Moment gekommen sein, genau diese Reise zu unternehmen.“
Vince steuert an der Côte d‘Azur auf den Höhepunkt einer atemberaubenden Ermittlung zu, die ihn sein Leben lang bereits beschäftigt. Jetzt muss er Farbe bekennen, wenn auch die Spuren vage und dürftig sind, doch unter einem französischen Nachthimmel zu Fakten werden, die beglückend ineinandergreifen. Endlich ist der Fall gelöst und Vince Corso frei, ohne Maß zu lieben. Und wieder einmal haben Bücher auf seinem Weg ihre besondere Rolle.
«Und Sie, Signor Corso? Sie fahren also weiter nach Genua?»
Um ehrlich zu sein, hatte ich gar nicht mehr daran gedacht. Ich war derart in die Lektüre vertieft gewesen, so dass ich unsere kurz bevorstehende Ankunft in Mailand nicht mitbekommen hatte.
«Mir fehlen nur noch wenige Kapitel».
Seine Augen verengten sich noch mehr. Er lächelte, doch wie zum Abschied. Als er schon im Gang stand, rief ich ihn zurück.
«Würden Sie bitte so freundlich sein, diese Postkarte für mich einzuwerfen? Sie ist schon frankiert».
Saverio sah mich unschlüssig an.
Ich reichte ihm die Karte, die ich seit gestern Abend in der Tasche trug.
«Ich möchte mich nicht in Ihre Angelegenheiten einmischen, aber Sie haben den Namen des Empfängers vergessen. Da steht nur die Adresse».
«Das ist eine lange Geschichte, es bleibt nicht genug Zeit, sie zu erzählen».
«Fassen Sie sie kurz zusammen».
«Ich kenne den Empfänger nicht, ich weiß nur, dass er mindestens eine Nacht in seinem Leben in diesem Hotel geschlafen hat.»
«Schreiben Sie ihm zum ersten Mal?»
»Fünf Jahre lang habe ich ihm jeden Tag eine Postkarte geschickt, vor ein paar Monaten habe ich ihm dann einen langen Brief geschrieben und mit dem Schreiben aufgehört. Doch gestern Abend hatte ich wieder Lust dazu».
«Und warum überreichen Sie ihm die Karte nicht persönlich?»
«Wo? Und wem?»
«Nun, in diesem Hotel. Haben Sie die Karten nicht immer dorthin geschickt?»
«Ja, aber …»
«Dann wird man Ihnen sagen, ob er sie erhalten hat«.
«Das ist leider unmöglich.»
«Es wäre genau der richtige Ort, um Ihren Roman zu Ende zu lesen.»
Er warf wieder einen raschen Blick auf die Postkarte.
«Wenn Sie Glück haben, erwischen Sie am Bahnhof Piazza Principe einen Intercity nach Ventimiglia und von dort einen Eilzug an die Côte d’Azur. Berücksichtigt man die Tatsache, dass die französische Bahn sicher verlässlicher ist als die italienische, werden Sie heute Nacht in Nizza schlafen.»
Er gab mir die Karte zurück und stieg eilig aus dem Zug.