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Juni 2024
Nr. 26
Ich, der Sohn
Roman
Aus dem Italienischen von Judith Krieg
ET: Juni 2024
Seiten: 304
Ausstattung: französische Broschur, Fadenheftung
ISBN: 978-3-949558-20-7
ISBN E-Book: 978-3-949558-35-1
Preis: 24,00 € [D] | 24,70 € [A]
Das ist eine Geschichte aus Palästina. Beinahe zeitlos. Die grausame Herrschaft der Römer (ab 64 v.°Chr.), die moralische Allgewalt der Priester, die bittere Armut der Menschen bilden das Szenario, in das der Protagonist hineingeboren wird. Sein Name: Jesus, wie viele jüdische Jungen hießen. Seine Mutter, sehr jung und schweigsam, sein Vater, Jahre älter, fürsorglich, ein Tischler. Um die Geburt des Jungen schwelt ein Geheimnis, das seine innere Unruhe anfacht; er ist sich selbst immer wieder fremd. Die Verwandten raunen, die Mutter könnte von Soldaten vergewaltigt worden sein. Sie verfolgt nun unausgesprochene Pläne für ihren Jungen, die über die handfesten Werte des Vaters – Bescheidenheit, Fleiß – hinausgehen, ihnen zu widersprechen scheinen. Schließlich verlässt der Vater die Familie. Und der Teenager verlässt die Mutter, schweren Herzens, geht auf Wanderschaft, sucht nach dem Vater und dem Leben. „Ich musste den von Menschen gespurten Weg verlassen – wäre das womöglich auch heute angebracht? –, mich von meiner Intuition querfeldein und durchs Dickicht leiten lassen, durch das Chaos der Vegetation, wo weder Gott noch Menschenhand je eingegriffen hatten und keinerlei Gesetz herrschte, kein niedergeschriebenes und auch kein mündlich weitergetragenes.“
Er gerät in zahlreiche Abenteuer, erlebt Schrecken und Enttäuschungen. Und er erkennt, wie verheerend jedweder Fanatismus ist. Er schließt sich einem Wanderzirkus an, wird dort Flötenspieler und verliebt sich in die verschleierte Tänzerin, die „schönste Frau der Welt“. Ihr Geheimnis unter dem Schleier ist ein schmerzliches Zeugnis patriarchaler Gewalt. Doch sie, die Geschändete, verrät wiederum den liebenden Jesus.
Zurück im Haus der Mutter sind sie der Brutalität von Söldnern ausgesetzt, die das Dorf niederbrennen, und auch die Gewalten der Natur lassen der armen Landbevölkerung keine Ruhe. Beim gemeinschaftlichen Wiederaufbau trifft Jesus auf eine junge Frau, eine Seelenverwandte. Auch diese Verbindung wird von der Clangesellschaft unmöglich gemacht. Zuletzt hat der Protagonist nicht nur seinen ehemaligen Kinderglauben, sondern auch den Glauben an die Menschen verloren … bis es zu einer unerwarteten Wendung kommt.
Giosuè Calaciura bürstet bekannte Vorlagen gegen den Strich, formt daraus etwas vielseitig Schillerndes, wozu auch die halluzinatorische Kraft seiner Sprache beiträgt. Eine Geschichte mit großer Wucht, wie gemacht für unsere Zeit, da wir tagtäglich neuen Plagen, Katastrophen und Wahnsinn gegenüberstehen. Da wir die Zivilisationsdecke mit tausend kleinen Stichen und Bewegungen unseres Menschseins zusammenzuflicken suchen, gegen die hervorbrechende Rohheit.
„Doch jeden Morgen, sobald ich die Augen aufschlage, bemerke ich an meinem Lager den Geruch nach wildem Hund, nach Bestie, als hätte einer von ihnen neben mir geschlafen und dabei heftig, hungrig gehechelt. Und ich wünschte, aus tiefstem Herzen, ich konnte verschwinden. Der wilde Ursprung der Natur beantwortet unsere Fragen auf seine Weise, indem er sie über den Haufen wirft: Es bleibt keine Zeit, weiter in sich hineinzuhorchen, denn eine zweite Chance gibt es nicht.“
„Calaciura versteht es, mit größter Perfektion den Moment zu erzählen, da Traum oder Alptraum zur Realität wird.“
Elisabetta Rasy, Il Sole-24-Ore
Pressestimmen
FAZ | 28. August 2024
„Was Calaciura vorlegt, ist eine Art umgekehrter Phantastik: Hält die sonst in der Schwebe, ob sich vermeintlich Übernatürliches nicht doch natürlich erklären lässt, zeigt Calaciura, wie diesseitige Vorkommnisse mystifiziert werden. Zeit und Umstände – Armut, Gewalt und Naturkatastrophen – verlangen nach einem Helden. (...) Calaciura geht jedoch noch einen Schritt weiter, indem er Maria ins Spiel bringt. Die Mutter als Macherin hinter dem künftigen Star, die Eigendynamik von Zuschreibungen – all das stellt Calaciura denkanregend dar."
Von Christiane Pöhlmann
Pressestimmen
„Was Calaciura vorlegt, ist eine Art umgekehrter Phantastik: Hält die sonst in der Schwebe, ob sich vermeintlich Übernatürliches nicht doch natürlich erklären lässt, zeigt Calaciura, wie diesseitige Vorkommnisse mystifiziert werden. Zeit und Umstände – Armut, Gewalt und Naturkatastrophen – verlangen nach einem Helden. (...) Calaciura geht jedoch noch einen Schritt weiter, indem er Maria ins Spiel bringt. Die Mutter als Macherin hinter dem künftigen Star, die Eigendynamik von Zuschreibungen – all das stellt Calaciura denkanregend dar." Christiane Pöhlmann, FAZ