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Katixa Agirre
Selbstportrait der Schriftstellerin
Bereits in sehr jungen Jahren begann ich Kurzgeschichten zu schreiben und sie meinen Klassenkamerad:innen vorzulesen, einfach so, zum Spaß, und aus irgendeinem Grund dachte ich, das sei etwas, was eben jeder tut. Erst als ich mit Fünfzehn die ersten schulischen Literaturwettbewerbe gewann, nahm ich das Schreiben etwas ernster.
Mein erstes Buch mit Kurzgeschichten wurde 2007 veröffentlicht, seither habe ich mit dem Schreiben nicht mehr aufgehört.
Doch der Weg ist nicht immer einfach. Beim Schreiben ist man stets befangen, fragt sich: Ist es das, was ich wirklich schreiben will? Ist das nun der zielführende Weg? Ist es gut genug, was ich schreibe? Wird es überhaupt jemanden interessieren? Aber wenn etwas, das du in deiner Vorstellung zum Leben erweckt und niedergeschrieben hast, eine Verbindung mit einem anderen Menschen eingeht, dann geschieht etwas Magisches. Und genau das ist dann die ganze Anstrengung wert gewesen.
In meinen Fall stand ich vor einer besonderen Entscheidung, mit der allerdings jeder zweisprachige baskische Autor konfrontiert ist: Soll ich in einer der zwei großen Sprachen schreiben, in denen ich beheimatet bin, und je nachdem, auf welcher Seite der Grenze man lebt, das Französische oder das Spanische? Oder entscheide ich mich für das Baskische, eine Minderheitensprache, als meine Literatursprache? Da die baskische Literatur relativ neu im Konzert der Weltliteraturen und eben die Literatur einer Minderheitenkultur ist, haben wir Autoren dahinter es mit interessanten und zuweilen sehr besonderen Fragen zu tun, was sich dann nicht nur in den erzählten Geschichten widerspiegelt, sondern auch hilft, den Kontext zu deuten, in dem die baskische Literatur sich entwickelt hat. Ich habe es nie bereut, mich für die kleinere Sprache entschieden zu haben. Denn aufgrund des beschränkteren Bezugsrahmens, der schmäleren Literaturgeschichte, auf die ich mich stützen, auf die ich aufbauen kann, bin ich gezwungen, beim Schreiben mit jedem Satz zu kämpfen. Und das ist gut so. Ich misstraue jedem automatischen oder leicht daherkommenden Schreiben. Ich wittere ein Klischee schon dann, wenn ein fertiger Satz in meinem Kopf aufpoppt. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Sprache, bevor sie niedergeschrieben wird, nicht klar sein sollte, das sollte sie definitiv sein, aber nicht bevor ich sie in meinen Gedanken mir erarbeitet und ausgefeilt habe.
Ich weiß, dass ich es in meiner Literaturproduktion mit einer potentiell kleineren Öffentlichkeit zu tun habe. Indes, werden Übersetzungen aus dem Baskischen mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit – und meine eigenen Werke sind bereits in zehn Sprachen übersetzt.
Für mich ist es stets eine Riesenfreude, wenn meine Romane übersetzt und im Ausland gelesen werden. Und dass das geschehen und die Welt auf diesem Nebenweg anhand eines Buchs zusammenfindet, erfüllt mich mit Staunen.
Katixa Agirre, September 2020