Have any questions?
+44 1234 567 890
Marino Moretti
Marino Moretti wurde 1885 in Cesenatico geboren, wo er 1979 auch verstarb; sein Haus ist heute ein Museum, wo Menschen und Bücher zusammentreffen sollen. Seine Schildkröte Cunigonda aus Neapel segnete 2003 das Zeitliche. Moretti wurde zunächst als Dichter im Kreis des crepularismo bekannt, der sich radikal vom Schwulst des Fin de siècles abkehrte. „Bleistiftgedichte“ (was an Robert Walser erinnert) und seine Selbstauskunft „Ich habe nichts zu sagen“ sind eine herrliche, programmatische Überspitzung. Ab 1913 schreibt er mit beachtlichem Publikumserfolg insgesamt 20 Romane, zahlreiche Erzählungen, Reiseberichte. Infolge der Veröffentlichung seines Erstlings „Il sole del sabato“ (Die Samstagssonne), ab 1913 als Fortsetzung in einer Tageszeitung, entstand eine enge Freundschaft mit der seinerzeit bekanntesten weiblichen Figur der italienischen Literaturlandschaft: Grazia Deledda, aus Núoro, zukünftige Nobelpreisträgerin, mit Sommerhaus in Cervia: „Ich denke, mit Ihnen ist tatsächlich die Sonne über unseren literarischen Landen aufgegangen“, verkündet Deledda im ersten Brief (Lettere di Grazia Deledda a Marino Moretti – 1913-1923, Rebellato editore Padua). Da hatte sie bereits ihre bekanntesten Romane Efeu, Schilf im Wind veröffentlicht. Ihr Interesse galt nicht nur dem feschen Moretti, wohl auch seinen außerordentlich lebendigen, sozialpsychologisch prägnanten Frauenfiguren, Erzählnukleus aller seiner Romane. Auf den Punkt gebracht von Cristiano Cavina: „Bei Moretti haben die weiblichen Figuren, auch die bösen, tausendmal mehr Charakter als die Männer. Sie halten den Laden am Laufen.“ Im Gegensatz zur Deledda war Marino Moretti unter den Unterzeichnern des „Manifests der antifaschistischen Intellektuellen“, verfasst von Benedetto Croce, am 1. Mai 1925 in den Tageszeitungen Il Mondo und Il Popolo als Replik auf das Manifest der faschistischen Intellektuellen, federführend Giovanni Gentile, aktiver Unterstützer Mussolinis.