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Michaela Wunderle
Im fränkischen Dinkelsbühl bald nach dem Krieg geboren, hörte ich in der Oper - in Nürnberg - zum ersten Mal den Klang der italienischen Sprache: „Celeste Aida“. Und ahnte, mit vielleicht zehn Jahren, dass diese schönen Laute einer Welt entsprangen, die ganz anders war als die meine, die ich kennenlernen wollte. So begann die Zuneigung zu dem Land und den Leuten jenseits der Alpen, die bis heute nichts und niemand wirklich erschüttern konnte. Wahlfach Italienisch im Gymnasium, dann, neben dem Studium der Soziologie und Germanistik im Frankfurt der frühen siebziger Jahre auch ein Staatsexamen in Italienisch. Doch statt die Sprache zu unterrichten, brach ich lieber auf nach Italien, um dort Material zu sammeln für ein Buch über die neue feministische Frauenbewegung. Die „Politik der Subjektivität“ erschien im Jahr darauf, ebenso Sibilla Aleramos Romans „Una Donna. Geschichte einer Frau“, von mir übersetzt. Beide Bücher waren die Gesellenstücke meines Berufslebens als Autorin, freie Journalistin und auch als Übersetzerin. Italiens Politik, seine Geschichte, die Landschaften und Kultur blieben Themen einiger meiner Bücher, Sendungen und Artikel. Es ist für mich eine Herausforderung, die ich genieße, den Sinn der mir längst vertrauten fremden Sprache in meine eigene zu transportieren. Und das zu versuchen, was eine gute Übersetzung sein sollte: die Illusion eines Originals.