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„Die Affaire Moro. Ein Roman"
Ab 15. März lieferbar: „Die Affaire Moro. Ein Roman" des großen sizilianischen Autors in Neuübersetzung von Monika Lustig. Sciascia richtet seinen aufklärerischen Blick auf die italienische Affaire: die Entführung und Ermordung (16.3.–9.5.1978) Aldo Moros, von Hand der Brigate rosse (und auf die Ermordung seiner vier Personenschützer). Gleichzeitig ist auf ARTE der Sechsteiler „Und draußen die Nacht“ (Esterno notte) von Marco Bellocchio zu sehen: https://www.arte.tv/de/videos/RC-023478/und-draussen-die-nacht/
Was Sciascia das Sezieren der Briefe Moros aus seinen 55 Tagen im „Volksgefängnis“ abverlangt, ist noch heute in der Lektüre erfahrbar. Aufrüttelnd zeichnet er Moros Bewusstwerdungsprozess nach: Nur in der einst bewährten Sprache der Nichtkommunikation darf und muss dieser kommunizieren, wobei er jetzt um sein nacktes Leben kämpft. Umso flehentlicher, als er dann aus der Presse (die er dank „Kerkerethik“ zu lesen bekam) erfährt: Die „Freunde“ der DC-Riege haben ihn mit medial vereinten Kräften für verrückt erklärt, begründen so ihre höhnische Nicht-Verhandlungsstrategie, fällen sein Todesurteil. Nie war Moro gefährlicher: Nach dem von ihm vorangetriebenen historischen Kompromiss sollte sich Italiens Regierung als erstes europäisches Nato-Mitglied den Kommunisten öffnen, die eine breite Basis bei den italienischen Wählern hatten.
Zwei und zwei zusammenzählend ist Sciascias J’accuse durchdrungen von seiner auf Pirandello (auch Borges) bauenden Ironie. Die Abschweifungen in die süditalienische Esoterik und andere Grotesken – ein geniales Feuerwerk. Umso bitterer Sciascias Erkenntnis: Das Buch war längst geschrieben, als die Tragödie geschah. Der beigefügte „Bericht der Untersuchungskommission, vorgelegt von der parlamentarischen Minderheit“ (1982) konsolidiert die Wucht des Buchs. Abgefedert vom Nachwort Fabio Stassis „Der Leser als Detektiv“.