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Zum Hieronymus-Tag – Ein HOCH den Übersetzenden, den wahren Hütenden auch der Sprachen, auch und besonders der geheimen!
Frau Lustig, Sie sind Herausgeberin dieses ungewöhnlichen Geschenkbuchs in schöner Aufmachung The Bird is singing on the cell phone antenna – Die Geheimsprachen der Liebe von Eva Passer. Wollen Sie uns etwas über dessen Entstehungsgeschichte verraten?
Monika Lustig: Das Buch ist in mehrerer Hinsicht ein Kollektivwerk; nicht nur was die Autorin: im Kollektiv Eva 1 angeht. Bereits vor rund zwei Jahren wurden mir diese quecksilbrigen Gedichte in erotischer Färbung, ein Canzoniere einer Liebenden an den fernen, plötzlich verstummten Geliebten, der obendrein nicht ihre Sprache und sie nicht seine spricht, zugetragen; in der Hoffnung, sie kommen dem schmachtend Herbeigesehnten doch irgendwann zu Ohren und sie ihm wieder in den Sinn, sind diese Gedichte also im so genannten Chat-English, wir nennen es Plauderenglisch, geschrieben; der kleinste gemeinsame Sprachennenner; wir kennen das auch aus ganz prosaischen Alltagssituationen.
Ich müsse sie unbedingt veröffentlichten, wurde mir ans Herz gelegt, das stets heftig pulsierend ergo weit offen ist. Zeichnungen dazu – von Alissa Walser – gäbe es auch bereits. Also noch eine Sprache. Wichtig sei der Autorin, das Geheimnis ihrer Autorenschaft zu wahren. Denn die Liebende hat auch einen Angetrauten.
Hm, was tun. Das Vöglein aber zwitscherte mir Tag und Nacht im Ohr. Bis die Botschaft klar war – es geht um Liebe und Begehren, als der einzig wahren Globalsprache. Und die darf keinesfalls ein Geheimnis bleiben. Ganz im Gegenteil!
Wie kam es dann konkret dazu, dass Sie sich für die Übersetzungen in Mittelmeersprachen, gar in Dialekte entschieden haben?
ML: Nun das Konzept der Mediterranen Sprachwelten legt das nahe, baut die Edition Converso mit der Meeresgöttin Amphitrite, der wahren Hüterin des Dreizacks, doch auf dieser historischen Vergangenheit des Mittelmeers als dem wahren und großen Kulturvermittler auf; die Sprachen und Dialekte sollen diese Vergangenheit wieder ins Bewusstsein rücken und aus dem grenzenlos gedachten Raum wieder ein Hort der Menschlichkeit und der Achtung vor der Natur machen.
Beileibe sind nicht alle ringsum gesprochenen Sprachen in diesem Band versammelt – beispielsweise fehlen das Korsische, das Maltesische, das Palästinensische, das Libanesische, aber Hussein Bin Hamza, unser syrisch-kurdischer Autor hat einige Gedichte in ein schönes Hocharabisch übertragen; wir haben nebst dem Griechischen unserer Autorin Katerina Schiná auch einige Gedichte im Zypriotischen; wir haben Hebräisch und gar Jiddisch. Da ich weiß, wie sinnlich, gehaltvoll, identitätsstiftend gerade auch die italienischen Dialekte und Regionalsprachen sind, durften nicht fehlen: das Milanesische, Florentinische, Sizilianische, Sardische, Apulische, das Romanesco, das Neapolitanische …
Ich habe mich daran ergötzt, sie klangen mir wie große Musikinstrumente sofort im Ohr. So möge es allen Lesenden mit „ihren“ Sprachen, die sie sicherlich finden werden, auch ergehen.
Alle Übersetzenden sind mit ausführlichen, teils sehr witzigen und natürlich höchst informativen Biografien (auf Deutsch) aufgeführt. Entschuldigen muss ich mich, Asche auf mein Haupt, für das Fehlen der Biografie von Cesare Martinato, der zusammen mit Anna Rusconi für das Milanesische verantwortlich zeichnet (…)El soo, me la son insugnada / Ma mì me convinci no /che ghe sia on quaicoss de real/che ti te podet ciulamm no / Ti innominaa, innominaa mee. Irgendwie hat sich das Unnamably .. verselbständigt; der Sommer war heiß, im Verlag gab es auch einen Herzinfarkt, der glücklicherweise glimpflich verlief.
Wie sind Ihre Zukunftsaussichten?
Wir sind hoffnungsvoll, zuversichtlich – denn es soll ja ein Geschenkbuch in doppelter Hinsicht sein: 1 Euro pro verkauftem Exemplar sowie die Übersetzungshonorare der französischen, italienischen, hebräischen u. jiddischen Übersetzenden werden an eine gemeinnützige Organisation – noch zu finden! eine weitere Herausforderung – gespendet, die sich um Mädchenausbildung und –schutz in besonders hoffnungslosen Regionen der Welt bemüht.
Viel Glück – Ihnen, dem Buch, uns allen!
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Die Fragen stellte arom.2