Have any questions?
+44 1234 567 890
Mediterrane Sprachwelten
Mittelmeer, medi – terra – neum bedeutet: das zwischen Erde, dem festen Land Seiende. Meer, das Land und Länder verbindet. Nicht trennt. Viele Namen trägt es: Unser Meer (die Römer), das Weiße Meer (Araber, Türken), das Große Meer (Juden), das so viele Religionen netzende Meer. Immer schon fuhren die Götter auf den Schiffen der Händler, aber auch der Sklaven oder Pilger mit über dieses Meer. Der Mittelmeerraum gilt als die Region, in der weltweit die intensivsten Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Gesellschaften und Kulturen stattfanden. Heute, leergefischt, Urlaubsregion und Massengrab zugleich, droht das Mittelmeer zu einem STEINERNEN MEER zu werden, ein Ort der zu Stein erstarrenden Menschlichkeit.
Für die Griechen war das Mittelmeer auch „das Meer hier“ (also das östlich der Meerenge von Gibraltar). Von diesem Ausdruck stammt die römische Formulierung „mare internum“, oder „das Meer, das bei uns liegt“. „Uns“ bezog sich auf die damals bekannte, einigermaßen kultivierte Menschheit, also frei übersetzt „das Meer der Menschheit“.
Wenn die Römer seit Cäsars Zeiten stets vom „mare nostrum“ sprachen, stolz auf ihr Imperium, bezogen sie in das „unser“ doch auch immer die vielen Kulturen ein, die das Römische Reich umfasste. Mit purem Imperialismus und Großmachtgroßsprecherei hatte das nichts zu tun. (frei nach Rolf-Bernhard Essig)
Die an seinen Küsten liegenden Länder, auch die adriatischen, sind ohne Grenzen gesehen. So wie die SPRACHEN – Odem, Klang, Ton – keine Grenzen kennen, vor keinen Halt machen. Lebendig verewigt in der Schrift. Sprachwelten bilden Menschen und Gesellschaften ab, nicht zwangsläufig Nationen. Das Wasser der Edition CONVERSO setzt sich zusammen aus verdichteten Worten und Klängen: aus Literatur, Dichtung, Kunst und Wissen. All das bildet einen Fluss, der sich in das zu Stein erstarrte Meer ergießen und das Mittelmeer zu einem friedlichen, die Menschheit befruchtenden,
die Zivilisation zum Blühen bringenden Wasser machen möge. Das hohe Wellen schlägt. In das auch die Fische zurückkehren.
The World of Mediterranean Languages
Medi – terra – nean – means: that which is between the soil, the mainland. A sea that connects the dry land and its countries. Instead of separating them. It has many names: Our Sea (the Romans), the White Sea (Arabs, Turks), the Big Sea (Jews): the sea moistening so many religions. The gods have always joined the traders, but also the slaves and pilgrims, on their ships, sailing with them across this sea. The Mediterranean is famous as the region that has seen the most intense interrelationships between different societies and cultures. Today, overfished, and functioning both as a touristic region and a mass grave, the Mediterranean is at risk to become a STONY SEA, a place where our humanity is congealing into stone.
For the Greeks, the Mediterranean was also “the sea here” (that is, the one east of the Strait of Gibraltar). It is from this term that the Roman formula “mare internum,” or “the sea that is close to us,” originates. “Us” referred to the then known, moderately cultured part of mankind; the expression could thus be translated as “the Sea of Mankind.”
Even though the Romans since the time of Cesar always talked about the “mare nostrum,” expressing their pride in their empire, this “our” always also included the many cultures that were part of this Roman Empire. To cite Rolf-Bernhard Essig, this had nothing to do with simple imperialism and the big talk of a big power.
The countries on its coasts, including the Adriatic ones, are seen as without borders. Just as the LANGUAGES – breath, ring, sound – don’t know borders and don’t stop at any one of them. They are alive, eternalized in writing. Linguistic worlds depict human beings and societies, not necessarily nations. The water of Edition Converso consists of condensed words and sounds: of literature, poetry, art, and knowledge. All of this merges into a river which, this is our hope, will disgorge into the sea and turn the Mediterranean into a peaceful water fecundating humanity and making civilization flower. A water that makes massive waves, a water into which the fish return.
Aktuelles
Unsere Novitäten im Herbst 2022
No. 15
Ayşegül Çelik
Papierschiffchen in der Wüste
In ihrem „Roman in Erzählungen“ widmet sich Ayşegül Çelik der Unterdrückung der Jesidinnen und Jesiden: so zum Beispiel in der Geschichte von Yildiz, die mit nur zwölf Jahren, in die Schwiegerfamilie gebracht, gewissermaßen um ihr Leben webt. Ein hochpoetisches Buch voll widerständiger Phantasie, übertragen aus dem Türkischen von Sabine Adatepe. „Als ich den Stift zur Hand nahm, sprang mich ihr Leid mächtig an. Jesidische Kelims bringen heute Millionen, aber wo sind die Jesiden?“ (Ayşegül Çelik)
Roman in Erzählungen aus dem Türkischen und mit einem Nachwort von Sabine Adatepe
OT: Kâğit Gemiler
ET: August 2022
Seiten: 144
Ausstattung: HC, gebunden, Lesebändchen, bedruckter Vorsatz
ISBN: 978-3-9822252-9-6
Preis: 22,00 € [D], 22,70 € [A]
No. 3
Stefan Weidner
1001 Buch
Als echtes Hausbuch präsentiert sich Stefan Weidners Anthologie zu den Literaturen des Orients nun in noch prächtigerem Gewand und in durchgesehener und korrigierter Neuauflage. Die Lektüre tut mehr not denn je, denn hier wird ein befreiter Blick auf die Religion, die Geschichte und die Politik in der arabischen Welt von vorislamischer Zeit bis heute geworfen. Eine einzigartige Gesamtdarstellung und spannend erzählte Literaturgeschichte von einem großen Kenner der islamischen Welt.
Die Literaturen des Orients
Originalausgabe. Durchgesehene und korrigierte Neuauflage
OT:
ET: Juni 2022
Seiten: 432
Ausstattung: Hardcover, gebunden, bedruckter Vorsatz
ISBN: 978-3-949558-09-2
Preis: 35,00 € [D], 36,00 € [A]
No. 16
Eva Passer
The bird is singing on the cell phone antenna
68 Gedichte, Pfeile an den fernen Geliebten, brennender Balsam, Bitterpillen, das Gros verfasst in einem Plauderenglisch und übertragen in eine Vielzahl von Sprachen und Dialekten des Mittelmeerraums, darunter das Albanische, Arabische, Apulische, Hebräische, Mazedonische bis hin zum Zyprischen. Ein kollektives, sprachen- und länderübergreifendes Projekt: „Eva Passer“ steht für vier Autorinnen, von denen eine hier den ersten Wurf macht, gemeinsam mit einem Netz von rund 23 Übersetzenden. Alissa Walser steuert anspielungsreiche Zeichnungen bei. Eine Hymne an das Begehren und an die Liebe zur Sprache, die uns zusammenbringt.
Die Geheimsprachen der Liebe
68 Gedichte
Mit einem Vorwort von Monika Lustig und Zeichnungen von Alissa Walser
OT:
ET: August 2022
Seiten: 160
Ausstattung: HC, gebunden, Lesebändchen, bedruckter Vorsatz
ISBN: 978-3-949558-10-8
Preis: 25,00 € [D], 25,70 € [A]