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Bücher als Lebensmittel
Novitäten 2025
Nr. 30
Livia De Stefani
Trauben schwarz wie Blut
1953, lange vor Leonardo Sciascias „Tag der Eule“ erzählt hier eine Frau, Erbin eines großen Feudalbesitzes bei Alcamo, in diamantharter Sprache auch von der Rolle der Frauen unter patriarchaler Herrschaft: immer bereit, dem „Schicksalsgott“ Opfer zu bringen. Mit archaischer Wucht trifft der Roman (2. Aufl. 1975, Vorwort Carlo Levi) einen Nerv unserer Zeit – in der unsere Zivilisationsdecke große Löcher aufweist. Mit Livia De Stefani wird eine große sizilianische Schriftstellerin, sehr geschätzt von Elsa Morante, Alba de Céspedes, wiederentdeckt, die im männlich beherrschten Literaturbetrieb ins Aus gedrängt worden war.
Roman
OT:
ET: Juni 2025
Seiten: ca. 224
Ausstattung: Hardcover
ISBN: 978-3-949558-44-3
Preis: 24,- € /24,70 € [A]
Nr. 31
Fabio Stassi
Das Ausmaß von Liebe
Vince Corso, Bibliotherapeut und Detektiv literarisch-existentieller Rätsel in Rom, hat in Termini eilig einen Zug genommen, der ihn für eine Auszeit nach Neapel zu seiner Verlobten Feng bringen soll. Ein origineller wie geheimnisvoller Mitreisender stellt neugierige Fragen. Bald wird klar: der Zug fährt gen Norden! „Vielleicht könnte der Moment gekommen sein, genau diese Reise zu unternehmen.“
Detektivroman
Ü Annette Kopetzki
OT:
ET: Juni 2025
Seiten: ca. 136
Ausstattung: mit farbigen Abb., Hardcover
ISBN: 978-3-949558-43-6
Preis: 22,- €/22, 60 € [A]
Nr. 32
Belinda Cannone
Auf einem dünnen Seil
In diesen zehn Erzählungen holt Belinda Cannone mit ihrer großartigen Sprachkunst die an die Ränder der Gesellschaft Gedrängten, die Flüchtenden, Sprachlosen, Ungehörten, Unsichtbaren zurück ins gleißende Licht unserer Aufmerksamkeit; auch solche, die sich bewusst entziehend alle gesellschaftlichen Werte in Frage stellen. Wie die zwanzigjährige Céleste, die mit ihrer Mutter in einem abgelegenen Tal in einer „Solidaritätsgemeinschaft“ lebt, ihr Zuhause verlässt, um im eisigen Wald unterzutauchen, mit den Tieren zu leben. Solche, die in ihrem grausamen Schicksal durch die magische Verbindung zur Natur ihre Stärke entdecken: Wie drei von den Eltern verlassene Geschwister, deren jüngster Bruder von Jugendlichen misshandelt wird und in Todesgefahr „den Riesen in sich entdeckt“.
Erzählungen
Ü Claudia Steinitz, Tobias Scheffel
OT:
ET: Juli 2025
Seiten: ca. 208
Ausstattung: Hardcover
ISBN: 978-3-949558-42-9
Preis: 23,- € / 23,70 € [A]
Unsere Hardcover
stellen das gut gezimmerte Familienboot dar (auch im Inneren anspruchsvoll ausgekleidet), mit dem neue Küsten, neue Sprachen angefahren werden. An Bord kommen aktivistische Gebrauchslyrik, brillante Essays zu brennenden Themen, spannende, auf höchstem literarischem Niveau gebriefte Ermittler; erotisch unterlegte Romane voller Gesellschaftskritik, Humor, Lebenslust. Erkundungen der Welt auf der Rückseite, abseits bisheriger Sehgewohnheiten.
Nr. 29
Fabio Stassi
Ich, ja ich werd‘ Sorge tragen für dich
Fabio Stassi hat sich den Heilkräften der Literatur verschrieben: Mit der Kurzen Abhandlung über Dante wendet er sich auch an jene, die Dante Alighieri, den großen italienischen Dichter, nur flüchtig, vor allem als lorbeerbekränzte Ikone mit dem scharfen Profil kennen. Hier hat er den irdisch-menschlichen, den verzweifelten Dante im Blick, der körperlich geschwächt, von Heimweh und Schlaflosigkeit geplagt ist. Mit dem Feuer seiner klaren Sprache durchpflügt er Dantes Werk, die Göttliche Komödie, die Rime, die Vita Nuova, das Gastmahl. Findet auf die Frage, wieso er nach 700 Jahren noch immer so zeitgemäß ist, dank Verknüpfungen mit naturwissenschaftlichen, anthropologischen, psychologischen Erkenntnissen frappierende Antworten.
Dieses Büchlein ist eine Schatztruhe, die sich tagtäglich neu füllt, vorausgesetzt, wir aktivieren den richtigen Schlüssel.
Nr. 28
Santo Piazzese
Blues im Mittherbst
Lorenzo La Marca, der Detektiv aus Leidenschaft aus „Palermo als Trilogie“, wird bei einem Workshop in Erice, vor den Ägadischen Inseln, durch eine Zufallsbegegnung tief in seine Vergangenheit katapultiert. Damals strandete er, unterwegs auf einem Fischkutter wegen seiner Examensarbeit über Thunfische, auf der „Isola della Spada dei Turchi“, wo die „Sonderlinge“ leben, die allesamt ihre düsteren Vergangenheitsbündel abwerfen wollen. Der unbezähmbare detektivische Spürsinn La Marcas war erwacht. In einer flirrend spannenden Atmosphäre verstricken sich die Ereignisse bis zum großen Showdown, bei dem die Naturgewalten des Meeres das Ruder übernehmen. Doch das Böse ist in der Natur des Menschen daheim.
Nr. 27
Marino Moretti
Die vorlaute Fischhändlerin
Cesenatico in den 1920er Jahren. Der größte Fischhändler des Ortes ist tot. Andreana, seine Frau, sitzt auf einem Berg Schulden. Als Trauerfarbe will sie Rot tragen. Sie heiratet den erfolgreichen Fischhändler Mondo, ein Schlitzohr. Der wagt sich an das Unternehmen Fischsuppen-Konservenfabrik und gerät dabei in die Fänge von Mascha, einer Tänzerin, die sich an den Fischhändlern rächen will. Das Unglück ist nicht aufzuhalten. Da nimmt Andreana ihr Schicksal in die eigene Hand und sorgt in der Männerdomäne Fischhandel für Furore … Marino Moretti, ein großer Erzähler des 20. Jahrhunderts, ist hier erstmals auf Deutsch zu entdecken: Mit viel Witz führt er uns in den Kosmos der italienischen Adriaküste und ihrer Traditionen, zeichnet ein opulentes Panorama, das liebgewonnene Klischees über den Haufen wirft.
Nr. 26
Giosuè Calaciura
Ich, der Sohn
Eine Geschichte aus Palästina, beinahe zeitlos: Besatzung, Hungersnöte, Frömmelei, Clangesellschaft, Fanatismus als Grundübel. Dreißigjährig blickt Jesus auf sein Leben zurück, das er als rebellischer Heranwachsender teils mit der Suche nach seinem verschwundenen Vater verbracht hat; eine Wanderschaft voller Abenteuer und Gefahren, samt dem glühenden Erwachen des Eros. Maria, die Mutter, war selbst noch ein Kind, als sie ihn bekam, vermutlich infolge einer Vergewaltigung. Nun hat sie ein Geheimnis, einen unausgesprochenen Plan. Der ernüchterte, gleichzeitig getriebene Jesus spürt, dass er ihre Erwartungen nicht erfüllen kann, bis es zu einer letzten Wendung kommt.
No. 25
Antonela Marušić
Mitgift
Nela lebt mit ihrer Mutter in Split und wird jeden Sommer allein auf dem Fährschiff zur Großmutter auf die Insel Korčula geschickt, eine unermüdlich ackernde Bäuerin, zugleich eine begabte Geschichtenerzählerin. Vor der wissensdurstigen Enkelin breitet sie in lebendigstem Inseldialekt ihr reiches Leben aus: Geprägt von großer Armut reicht es bis zum Exil im ägyptischen El Shatt während des Zweiten Weltkriegs.
Im Haus der Großmutter wartet auch der brutale Onkel. Doch Nela findet ihr Mantra, mit dem sie der Ignoranz, der ewig lauernden patriarchalen Gewalt, der Sünde-des-Tuns entflieht: Sie will Schriftstellerin werden! Sie findet ihren eigenen Weg, auch den ihrer Sexualität; immer schon schlüpfte sie lieber in die Rollen der Jungs; dennoch sind es die Frauen, die sie mit viel Liebe und Humor leiten.
No. 24
Yasmine Chami
Tief ins Fleisch
Marokko, das schillernde, das trügerische, das tragische. Ein Portrait von Gewalt, Liebe und Verrat erzählt anhand der Geschichte eines außergewöhnlichen Paars – Ismaïl, eine Koryphäe der Neurochirurgie in Rabat, und seine schöne, warmherzige Frau Medée, Bildhauerin, Mutter ihrer drei Kinder. Brutal, ohne Erklärung verlässt Ismaïl seine Frau nach über dreißig Jahren, um zu Meriem zu gehen, auch sie Neurochirurgin, sehr viel jünger, die ihn vor der Grenzkontrolle eines internationalen Flughafens erwartet. In der Hoffnung, den Knoten von Begehren, Verrat und Gewalt, der sie alle zu ersticken droht, so ehrenhaft wie möglich zu zerschlagen.
Doch es ist die Frau, eine moderne, eine Anti-Medea, die nicht zerbricht und ihre Kinder nicht opfert, sondern sie in das Schöpferische ihrer neuen Existenz mitnimmt und wie Phönix aus der Asche aufsteigt. Der Mann ist es, der sich selbst aufgibt und alle verliert.
No. 23
Fabio Stassi
Die Seele aller Zufälle
Vince Corso, Bibliotherapeut und Detektiv wider Willen in einem Rom, das kaum jemand kennt, zieht in diesem neuen Abenteuer die Lesenden in einen wahren Strudel existenzbedrohlicher Geheimnisse; macht sie zu detektivischen Meisterschülern. Sein neuer Auftrag: anhand von Satzbrocken, Wortfragmenten, die ein Alzheimerkranker, ein höchstgebildeter, polyglotter Weltenreisender immer wieder aneinanderreiht – auf den Titel des Buchs zu stoßen, aus dem diese stammen könnten. Um ihm daraus vorzulesen, behauptet die Schwester des Professors. Die Wahrheit ist wesentlich kruder.
No. 22
Santo Piazzese
Via Riccardo il Nero und die weiße Pelargonie
Die Trilogie von Palermo ist komplett!
Palermo, finstere Sturmnacht. Im Viertel Lo Capo liegt ein Toter auf dem Gehsteig, das Herz von einem Revolverschuss durchbohrt. Lorenzo La Marca, Biologie-Professor und Detektiv aus Leidenschaft, speist gerade bei seinem Freund, dem Kommissar Spotorno, zu Abend und begleitet ihn zum Tatort. Eigentlich möchte sich La Marca seiner neu aufgeflammten Liebe zur Gerichtsärztin Michelle Laurent widmen, doch just sie stößt ihn tief in die Ermittlungen hinein: Ihr Vater kannte den Toten, einen Antiquitätenhändler. Plötzlich geht es um die Familienehre. Piazzeses Ironie und Selbstironie steigern die Spannung, und das Finale ist wahrlich eine Überraschung. Ein Krimi mit dem echten Piazzese-Biss!
No. 21
Santo Piazzese
Schirokko und (andere) heiße Verbrechen
Mit bislang 42 Auflagen in Italien: ein echtes Kultbuch!
Wenige Jahre nach den Mafia-Attentaten auf die Richter Falcone und Borsellino erzählt Piazzese von dem anderen Palermo – ein Akt des Widerstands. Ein Kosmos, in dessen Zentrum der Biologieprofessor Lorenzo La Marca steht, ein Jazz- und Filmsüchtiger, perfekter Kenner der Krimiliteratur weltweit. Samstagfrüh, heftiger Schirokko bläst, Blick vom Institutsbüro in den Botanischen Garten: Am Ficus magnoloidis baumelt ein Toter. La Marca ruft seinen Freund, den bärbeißigen Kommissar Spotorno; in seinem Tross die Gerichtsärztin Michelle Laurent, die sich vielleicht wiedererobern ließe. Bis ein zweiter Toter einen Abgrund aufzeigt. Piazzeses Sprache ist ein Feuerwerk der Ironie, mit doppelbödigem Witz und melancholischen Noten. Die Spannung steigert sich bis zum Finale, das etwas Gewaltiges hat, wie in einer griechischen Tragödie.
Nr. 20
Edi Matić
Abtrünniger vor Inselpanorama
Kroatien zwischen Himmel und Hölle: Roman von einer „unentdeckten“ Insel
Jadran Grobarek arbeitet als Leibwächter eines korrupten Ministers in Zagreb und wird Zeuge des Mords an einer Kollegin. Rasch ist allen klar: Jadran wird nicht schweigen. So ist er selbst in Lebensgefahr. Ein Priester aus seiner Kindheit wittert die Chance zum großen Streich: Er verpasst dem Flüchtenden ein Mönchsgewand, schickt ihn auf die Insel. Dort begegnet ihm der lebenskluge Don Marko, der mit seiner kleinen Kirche auch das irdische Geschehen in der Hand hält. Wird er die falsche Identität des Fremden durchschauen? Doch er überlässt ihn der verschworenen Inselgemeinschaft, die selbst zum Opfer international aufgestellter Betrüger wird. Edi Matić nimmt uns mit in die betörende Atmosphäre der kroatischen Inselwelt, macht uns inmitten nicht nur wohliger Gerüche zu Komplizen.
No. 19
Die Wurzeln lang ziehen
In ihrem Memoir, ergänzt um rund dreißig Gedichte, erzählt die griechische Autorin und Lyrikerin Maria Topali von ihrer aus der Pontos-Region am südlichen Schwarzen Meer stammenden Familie, in der sich die „Kleinasiatische Katastrophe“ vielschichtig spiegelt: so die Bezeichnung der Griechen für die Konsequenzen des verlorenen griechisch-türkischen Kriegs (1919–1922). Höhepunkt waren der Brand und das Massaker von Smyrna; dann 1923 in Lausanne die griechisch-türkische Vereinbarung über den Bevölkerungsaustausch: die Vertreibung von 1,2 Millionen Griechen aus ihrer Heimat (heute Türkei) und von 400.000 Muslimen oder „Türken“ aus dem heutigen Griechenland. Einziges Kriterium: die Religionszugehörigkeit. Das Trauma hallt in der Region bis heute nach. In ihrem Zeugnis der Makro- wie Mikrogeschichte stellt Topali, gegen Scham und Verschweigen ankämpfend, beide, die türkische wie die griechische Täterseite in den Vordergrund. Letztlich geht es ihr um ein Miteinander, wie es über Jahrtausende möglich war. Mit einer historischen Einordnung von Mirko Heinemann.
No. 18
Leonardo Sciascia
Die Affaire Moro. Ein Roman
Ein J’accuse – das heute lauter denn je in den Ohren klingt
In seinem Pamphlet – eine nackte und unerbittliche Suche, nach der nackten und unerbittlichen Wahrheit – über die Hintergründe der Entführung und Ermordung des italienischen Spitzenpolitikers Aldo Moro (seinerzeit Parteivorsitzender der Democrazia Cristiana) durch die Brigate rosse im Jahr 1978 setzt sich Sciascia mit der zynischen Sprache der Macht, den verbrecherischen Strukturen des Staats, dem Verlust sämtlicher moralischer, christlicher Werte einer Politikerriege auseinander, die nur auf Machterhalt aus ist. Er seziert die (teils verschlüsselten) Briefe Moros, der sich über 55 Tage im „Volksgefängnis“ für die gesamte Partei vor einem Vergeltungsgericht (contrappasso) verantworten soll, in dem die Brigadisten sich als Richter aufspielen.
Moro kämpft mit luzidem Verstand gegen die Ungeheuerlichkeit seiner Freunde, die ihn für verrückt erklären wollen, um sein Leben. Nie war er gefährlicher für sie; wusste er, der am wenigsten in die Machenschaften verwickelte (Pasolini), doch zu viel. Ist letztlich im richtigen Moment gestorben (Elias Canetti). Zum Tode verurteilt durch die unbeugsame Linie der Nichtverhandlungsstrategie eines Staates, der sich über alle Gesetze der Menschlichkeit hinweggesetzt hat.
No. 17
Antoine Volodine
Einige Einzelheiten über die Seele der Fälscher
Sie sind ein außergewöhnliches Paar: das ehemalige RAF-Mitglied Ingrid und ihr Jäger Kurt aus dem BKA, der sich anhand ihres Fahndungsfotos unsterblich in sie verliebt hatte. Dennoch oder gerade deswegen verhilft er ihr zur Flucht. In den letzten gemeinsamen Tagen in Lissabon steht zwischen ihnen Ingrids titelgebender Schlüsselroman über den Untergrundkampf, den sie im fernen Exil schreiben will: Literarische Polit-Fiction voller Rückbezüge auf den Terrorismus der 70er–80er Jahre. Mit großer poetischer Kraft und unbezähmbarer Phantasie entwirft Antoine Volodine ein Requiem auf die Nachkriegswelt, nimmt dazu die gängigen Totalitarismen auseinander, verpasst seiner Frustration über das zwangsläufige Scheitern aller Revolutionen einen teils schmerzlichen, teils erschreckend humorvollen Ausdruck. Atmosphärisch von enormem Sog.
No. 16
Eva Passer
The bird is singing on the cell phone antenna
68 Gedichte, Pfeile an den fernen Geliebten, brennender Balsam, Bitterpillen, das Gros verfasst in einem Plauderenglisch und übertragen in eine Vielzahl von Sprachen und Dialekten des Mittelmeerraums, darunter das Albanische, Arabische, Apulische, Hebräische, Mazedonische bis hin zum Zyprischen. Ein kollektives, sprachen- und länderübergreifendes Projekt: „Eva Passer“ steht für vier Autorinnen, von denen eine hier den ersten Wurf macht, gemeinsam mit einem Netz von rund 23 Übersetzenden. Alissa Walser steuert anspielungsreiche Zeichnungen bei. Eine Hymne an das Begehren und an die Liebe zur Sprache, die uns zusammenbringt.
No. 15
Ayşegül Çelik
Papierschiffchen in der Wüste
In ihrem „Roman in Erzählungen“ widmet sich Ayşegül Çelik den Jesidinnen und Jesiden, und sie macht Mädchen und Frauen zu ihren Protagonistinnen: so zum Beispiel in der Geschichte von Yildiz, die mit nur zwölf Jahren, in die Schwiegerfamilie gebracht, gewissermaßen um ihr Leben webt. Ein hochpoetisches Buch voll widerständiger Phantasie, übertragen aus dem Türkischen von Sabine Adatepe. „Als ich den Stift zur Hand nahm, sprang mich ihr Leid mächtig an. Jesidische Kelims bringen heute Millionen, aber wo sind die Jesiden?“ (Ayşegül Çelik)
No. 14
Valerio Curcio
Der Torschützenkönig ist unter die Dichter gegangen – Fußball nach Pier Paolo Pasolini
Zum 100. Geburtstag des großen Intellektuellen wird hier Pasolinis innige Beziehung zum Fußball beleuchtet, ein zentraler Aspekt in seinem Leben, der bisher wenig Beachtung gefunden hat. Pasolini tritt als leidenschaftlicher Fan des FC Bologna auf, als Fußballspieler, als Sportreporter und auch als scharfsinniger Gesellschaftsanalytiker, der im Sport den letzten religiösen Ritus sah. Valerio Curcio zeigt auf, wie Pasolini im Fußball Kraft und Inspiration schöpft – und wie er den Ballsport als universelle Sprache versteht, als Mittel des Austauschs und der sozialen Teilhabe. Ein Vorwort von Moritz Rinke, Interviews mit Pasolini und ein aktuelles Interview mit Dacia Maraini runden den Band ab.
No. 13
Fabio Stassi
Ich töte wen ich will
Vince Corso hat einen ungewöhnlichen Beruf – er ist Bibliotherapeut, leistet Lebenshilfe durch Buchempfehlungen. Eines Tages findet er seine kleine Behausung in der römischen Via Merulana verwüstet vor, Bücher und Platten sind verstreut und zerstört, sein Hund vergiftet. Gibt es eine Verbindung zur grausamen Mordserie, die Rom erschüttert, Untaten, die immer dann geschehen, wenn Vince in der Nähe ist? Was hat es mit dem geheimnisvollen Blinden auf sich, der ihm ständig über den Weg läuft? Vince verfolgt seine Spur, und steht bald selbst unter Verdacht, während die Grenze zwischen Realität und Fiktion immer mehr verschwimmt.
Der erste Band einer atmosphärischen Krimireihe um den römischen Ermittler Vince Corso
No. 12
Katerina Schiná
Die Nadeln des Aufstands – Eine Kulturgeschichte des Strickens
Eine facetten- und kenntnisreiche Kultur- und Sozialgeschichte des Strickens (und Häkelns), die viele überraschende Aspekte, historische Ereignisse und gesellschaftlich-politische Entwicklungen zum Vorschein bringt und dabei stets einen Funken Humor beimischt: Betrachtet werden etwa die rebellischen Seiten des Handwerks anhand von Frauengestalten der Mythologie, den tricoteuses der Französischen Revolution oder den Künstlerinnen der Gegenwart, der kontemplative Charakter des Strickens als Selbstfindung, die Überwindung von Rollenklischees durch strickende Männer wie Präsident Roosevelt oder die Verflechtung des Strickens mit der Musik, der Lyrik, der Mathematik und der Ökologie.
No. 11
Miha Mazzini
Du existierst nicht
Zala, eine junge slowenische Erzieherin, trifft im Krankenhaus zur Entbindung ein. Doch aufgenommen wird sie erst nach dramatischen Szenen, denn: Im Computerverzeichnis existiert sie nicht. Innerhalb kürzester Zeit nimmt die Realität kafkaeske Dimensionen an: Auf einmal ist Zala, die zwar in Serbien geboren, aber in Slowenien aufgewachsen ist, eine Fremde und ihr Kind eine Waise, frei zur Adoption. Eine Geschichte mit sehr realem Hintergrund: 1992 wurden 25.000 Einwohner Sloweniens, diejenigen mit dem „falschen“ Geburtsort, einfach aus den Registern gelöscht. Das Buch liegt der preisgekrönten Doku-Fiction Erased (2018) zugrunde, bei der Miha Mazzini selbst Regie geführt hat.
No. 10
Maria Attanasio
Stark wie nur eine Frau
Ein sizilianischer Beitrag zur Identitätsdebatte nicht ohne Provokation, ein Schreiben wider das Vergessen: Maria Attanasio erzählt die wahren Geschichten zweier rebellischer Frauen, Bäuerin und Adlige, die sich den sozialen Konventionen und Geschlechterrollen nicht fügen wollten. Schauplatz ist Sizilien, Attanasios Geburtsort Caltagirone, der Epochenwechsel 17./18. Jahrhundert.
Edition Converso No. 9
Katixa Agirre
Die lustlosen Touristen
Literatur aus dem Baskenland. Die Baskin Ulia ist gescheiterte Mezzosopranistin, nun Doktorandin in Musikwissenschaften, der Spanier Gustavo ein erfolgreicher Jurist und Genussmensch. Kennengelernt haben sie sich in der Metro, am Tag der Terroranschläge in Madrid. Sie verlieben sich, heiraten bald, kein Blatt scheint zwischen sie zu passen. Doch auf einer Reise durchs Baskenland zeigt sich, dass jeder der beiden etwas zu gestehen hat. Eine Reiseerzählung mit vielen überraschenden Wendungen, die in beschwingt-sarkastischem Ton Verletzungen und Leerstellen umkreist, Themen wie Terror, Herkunft, Zugehörigkeit, Engagement, die Bedingungen eines Scheiterns oder Gelingens der Liebe behandelt und dabei nie ihre Leichtfüßigkeit verliert.
Edition Converso No.8
Leonardo Sciascia
Ein Sizilianer von festen Prinzipien
Zum 100. Geburtstag von Leonardo Sciascia – dem bedeutendsten sizilianisch-europäischen Schriftsteller der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – als Festschrift:
EIN SIZILIANER VON FESTEN PRINZIPIEN
darin zum ersten Mal auf Deutsch Tod des Inquisitors und Der Mann mit der Sturmmaske (Ü Monika Lustig, unter Verwendung einer Übersetzung von Michael Kraus), mit einem ausführlichen biographischen Essay von Maike Albath und einer kurzen Abhandlung über die Ironie von Santo Piazzese.
Für Leonardo Sciascia (1921 Racalmuto–1989 Palermo) ist Sizilien Metapher der Welt; hier hat er das Handwerk seiner radikalen, umfassenden Kritik aller Machtgeflechte erlernt. Hier erkennt er, ein unbeugsamer Kopf, die berühmte Palmenlinie mit ihrer immer rasanteren Ausbreitung gen Norden: sieht die moralische Verpflichtung der Literatur gegenüber der immer mafiöser werdenden Realität.
Edition Converso No. 7
Maja Gal Štromar
Denk an mich, auch in guten Zeiten
In einer vulkanischen, ausgefeilten, sehr weiblichen Sprache schafft es die Autorin, Schauspielerin und Übersetzerin Maja Gal Štromar den Vater, ihren Helden, dem sie und die andere Rotznase in der Kindheit nie genug waren, der sich in Titos Jugoslawien sogar eine neue Familie zugelegt hat, der nun obendrein gestorben ist, sie verraten hat …. in den vier Tagen bis zu seiner Beerdigung wiederauferstehen zu lassen.
Eine großartige Hommage an ihn, Vertreter der aussterbenden Spezies Vater. Zugleich und vor allem die Geschichte einer Befreiung, aus der letztlich Liebe wird, auf dem Weg zum Erwachsensein als Frau. Ein Brief an den Vater mit umgekehrten Vorzeichen. Leichtherzig, heiter erzählt dringt ihre ganz eigene Geschichte ein in die universale der slowenischen und europäischen Gesellschaftsrealitäten; beherzt zerrt sie schmerzliche Fakten der neueren Geschichte, wie der Fall des Eisernen Vorhangs, die Auswirkungen der Jugoslawienkriege ans Licht. Erschütternd.
Edition Converso No. 4
Belinda Cannone
Vom Rauschen und Rumoren der Welt
Jodel arbeitet als Toningenieur bei der Polizei, wo er Aufnahmen analysiert, um zur Aufklärung von Verbrechen beizutragen. Als er die elfjährige Jeanne kennenlernt, begreift er schnell, dass sie an derselben Gabe „leidet“ wie er: an Hyperakusis, einem extremen Hörvermögen. Die beiden freunden sich an: Jodel will Jeanne das zielgerichtete Hören beibringen, damit sie nicht im Lärm der Welt ertrinkt. Und er trifft Jeannes Mutter, Jaumette, eine Komponistin, und verliebt sich in sie. Belinda Cannone zieht die Leser in den Sog von Jodels Nachdenken über die Welt in ihr: Wie gelingt es uns, inmitten von Chaos und Gewalt nicht die Ohren zu verschließen, sondern unseren moralischen Kompass zu bewahren? Ein sinnlicher Roman, der dem Schrecklichen und dem Schönen gleichermaßen nachlauscht und beim Zuhören Widerstandskräfte entwickelt.
Edition Converso No. 3
Stefan Weidner
1001 Buch.
Vom Koran bis zu 1001 Nacht, von Nobelpreisträgern bis zu Dichterinnen im Exil: Die Autorinnen und Autoren des Orients schreiben Weltliteratur.
Diese Gesamtdarstellung ist eine spannend erzählte Literaturgeschichte. Eine echte Schatzkammer, die gerade für die nicht fachkundige Leserschaft viele überraschende Entdeckungen bereithält. Die zu immer profunderen Gedankengängen, auch politischer Art inspiriert. Über 300 Werke aus 1500 Jahren werden besprochen oder zitiert. Und immer wieder überkommt einen die drängende Lust, den ein oder anderen Text auch ganz zu lesen oder wieder zu lesen. Eine kritisch durchleuchtete Verführung.
Edition Converso No. 2
Enrico Deaglio
Eine wahrhaft schreckliche Geschichte zwischen Sizilien und Amerika
In einer heißen Nacht im Juli 1899 wurde das Städtchen Tallulah, einige hundert Kilometer nördlich von New Orleans, Schauplatz einer grundlosen und grausamen Lynchjustiz: Enrico Deaglio rekonstruiert den Fall mit der Bravour eines Capote. Der Auslöser? Eine Ziege, die sich am Gras des Nachbargartens gütlich hielt, machte den weißen Gartenbesitzer so wütend, dass er das Tier erschoss. Daraufhin kam es zu einer größeren Schießerei. Unmittelbar fand sich eine „weiße“ Menschenmenge zusammen und lynchte fünf sizilianische Bauern, ausgewandert aus der Stadt Cefalù. In Wahrheit hatte die Geschichte wesentlich größere Ausmaße: Hier war eine Wirtschaftsmacht am Werk, die eine neue „verfluchte Rasse“ brauchte, welche die Stelle der befreiten Sklaven auf den Pflanzungen und Feldern einnehmen sollte.
Edition Converso No. 1
Santo Piazzese
Blaue Blumen zu Allerseelen
Alles deutet daraufhin, dass es sich bei den insgesamt fünf Ermordeten um Mafiaopfer handelt - die Schutzgelderpressung, die Geldwäscheanlagen, die als Verräter zur Selbststrangulierung Gefesselten. Mit der geheimnisvollen Figur der Dama Bianca wird dem Leser – köstlich die Szenen mit dem allzu weltlichen und allseits verführbaren Jesuiten! – über viele Kapitel hinweg eine Beziehungstat vorgegaukelt. Doch wo kämen wir dahin, wenn die machtgierigen Mafiosi auch noch romantisch-leidenschaftlich wären!?
Im Zuge der gradweisen Annäherung an die Wahrheit seitens des ermittelnden Kommissars Vittorio Spotorno tut sich ein unglaublich detailliertes und nuanciertes Portrait der Stadt Palermo als Stadt im Wandel auf – irgendwo zwischen Tradition, Bigotterie und Moderne, zwischen Pracht und Verfall. Voller wollüstiger Sinnlichkeit. Durch die Fokussierung auf die kleinsten Details, inmitten atmosphärischer Authentizität entsteht ein hervorragend ineinander laufender Plot, in dem „nichts rein zufällig, nichts wirklich erfunden ist.“
Unsere Alltagshelden
erzählen, die Betonung liegt auf dem Erzählen, Lebensgeschichten real existierender, oder vergangener Personen, die sich plötzlich in einem vielleicht gar nicht heldenhaften Spannungsfeld wiederfinden; doch ihr Leben, literarisch gerettet, kann das des einzelnen Leser ungemein bereichern. Gar zu Heldentaten anregen. Wie alle gute Literatur.
Alltagshelden 04
Florian Baranyi / Monika Lustig
Pier Paolo Pasolini – Eine Jugend im Faschismus
Im vorliegenden Band versuchen wir nachzuzeichnen, aus welchem Klima heraus der genialische Renaissancemensch Pasolini – geboren und aufgewachsen im Faschismus Benito Mussolinis – sich biografisch und intellektuell geformt und gebildet hat und wie sehr ihn diese Verfasstheit bis zuletzt beeinflusst hat. Als Bezugspunkt dient Pasolinis hier erstmals ins Deutsche übertragener Bericht über seinen Aufenthalt in Weimar, Hochburg nazideutscher Kulturpolitik, anlässlich der „Kulturkundgebung der europäischen Jugend Weimar-Florenz, 18.–23. Juni 1942“, zusammen mit Kommilitonen der faschistischen Universitätsjugend Bologna.
OT:
ET: April 2022
Seiten: 128
Ausstattung: Französische Broschur
ISBN: 978-3-9822252-7-2
Preis: 18,- € [D], 18,50 [A]
Alltagshelden 03
Chaza Charafeddine
Beirut für wilde Mädchen
Die literarische Autobiographie, eine global-arabische Geschichte, schildert aus der Sicht und dem Erleben einer Nur-als-Mädchen-Geborenen eine Jugend im kulturellen und religiösen Schmelztiegel Libanon mit allen Umbrüchen und Radikalisierungen seit den 70er Jahren. "Im Exil" in Europa findet die Erzählerin später ihre Heimat in der Sprache, dem Arabischen. Und zollt auch dem Deutschen – im zweiten Teil – als freiheitshungrige Erwachsenen inmitten einer traumatisierten und pflichtbewusst Kultur schaffenden Gesellschaft ein ironisch-scharfsinniges Tribut. In seinem Nachwort erläutert Stefan Weidner die literarischen Zusammenhänge und historisch-politischen Hintergründe, von der Gründung des Libanon bis zur Explosion im Beiruter Hafen 2020.
Biografischer Roman in zwei Teilen
aus dem Arabischen von GÜNTHER ORTH
mit einem Nachwort von STEFAN WEIDNER
OT: Flashback, Dar al Saqi, Beirut 2012.
ET:
Seiten: 158
Ausstattung: französische Broschur
ISBN: 978-3-9822252-0-3
Preis: 18,- € [D], 18,50 € [A]
Alltagshelden 02
Maria Attanasio
Der kunstfertige Fälscher
Paolo Ciulla, größter Geldfälscher der italienischen Geschichte, landet 1923 in Catania auf der Anklagebank: Er hat eine Flut von Blüten, schöner als das Original, auf die Bedürftigen unter den Sizilianern niedergehen lassen. Wie konnte aus dem hochtalentierten Maler ein moderner Robin Hood werden? Maria Attanasio heftet sich in ihrem Roman auf die Spuren eines überreichen Lebens, das unserer Krisenzeit einen Spiegel vorhält: Vom Sizilien des 19. Jahrhunderts, geprägt vom Kampf um soziale Gerechtigkeit, zieht es Ciulla nach der Niederschlagung der Arbeiterbewegung ins Paris von Picasso und Modigliani, mit der Auswandererwelle nach Südamerika und wieder zurück nach Catania. Attanasio reiht sich hier mit poetischer, weiblicher Stimme ein in die sizilianische Schule eines Leonardo Sciascia, Andrea Camilleri, nach der die besten Historiker die Geschichtenerzähler sind.
Ausführliche Notizen über den kuriosen Fall des Paolo Ciulla aus Caltagirone
Historisch-zeitgenössischer Roman
ausgezeichnet mit dem Superpremio Elio Vittorini, 2007
aus dem sizilianischen Italienisch von Michaela Wunderle und Judith Krieg
mit ausführlichem Glossar
und einer Note von Günter Wallraff
OT: Il falsario di Caltagirone – Notizie e ragguagli sul curioso caso di Paolo Ciulla, Sellerio editore Palermo, 2007
ET:
Seiten: 222
Ausstattung: französische Broschur
ISBN: 978-3-9819763-7-3
Preis: 18,- € [D], 18,50 € [A]
Alltagshelden 01
José Luis de Juan
Der Bienenleser
Im Zentrum des atmosphärischen, subtil-ironischen Romans steht Napoleon auf Elba, der hier einerseits als neuer Herrscher über 20.000 Untertanen die Ärmel hochkrempelt, andererseits in den Räumen seines Inneren versinkt. Dem exilierten Kaiser stellt de Juan den Imker Andrea Pasolini zur Seite, der sich des Nachts seinem „Lebenselixier“, den Büchern, widmet. Schon vor Jahren hat er Napoleons Obsession für die Bienen entdeckt, dem Kaiser geschrieben – und eine überraschende Antwort erhalten. Und nun ist Napoleon auf der Insel, möchte ihn sehen! Die Bonapartisten-Gesellschaft, der Pasolini angehört, will sich die Verbindung zwischen den Bienen, dem Imker und dem Kaiser zunutze machen, um Italien zu einen. Bildhafte Visionen sind es, durch die Napoleon hier lebhaft Gestalt annimmt, eine sinnliche Metaphorik und Komik, die zu fassen weiß, was sich einer nüchternen Darstellung entzieht. Für alle, die mehr möchten als eine klassische Biografie.
Roman
Aus dem Spanischen von Silke Kleemann
OT: El apicultor de Bonaparte, editorial minúscula, Barcelona 2017
ET:
Seiten: 158
Ausstattung: Französische Broschur
ISBN: 978-3-9819763-2-8
Preis: Preis: 18,- € [D]; 18, 50 [A]